Persönliche Assistenz
Persönliche Assistenz unterscheidet sich wesentlich von "Betreuung" von Menschen mit Beeinträchtigung. Ihr Ziel besteht darin, ein möglichst selbstbestimmtes, eigenständiges und eigenverantwortliches Leben beeinträchtigter Menschen zu ermöglichen. Das funktioniert, indem wesentliche Kompetenzen beim beeinträchtigten Menschen liegen, der für uns Auftraggeber:in und nicht Klient:in ist.
Das hat weitreichende praktische Konsequenzen:
- Als Auftraggeber:in sucht man sich seine Persönlichen Assistentinnen und Assistenten selber aus. Es kommt also nicht der/die gerade diensthabende "Betreuer:in", sondern der:die Persönliche Assistent:in meines Vertrauens. AuftraggeberInnen entscheiden auch, wie viele Persönliche AssistentInnen sie benötigen.
- Die Persönliche Assistenz GmbH teilt nicht die Arbeitszeiten ihrer Persönlichen Assistentinnen und Assistenten ein, sondern die Auftraggeber:innen erstellen die Dienstpläne mit ihrem Assistenzpersonal. Sie wissen selbst am besten, wann sie Unterstützung brauchen.
- Die Persönlichen Assistentinnen und Assistenten sind keine Fachkräfte. Sie müssen eine Schulung über 32 Unterrichtseinheiten besuchen. In der lernen sie über das Wesen der Persönlichen Assistenz und ihre Rolle als Persönliche AssistentInnen. Was sie jedoch genau in der Assistenz zu tun haben, können sie in keiner Schulung lernen. Die Auftraggeber:innen erklären den Persönlichen Assistentinnen und Assistenten, welche Unterstützung sie wie möchten. Sie leiten das Assistenzpersonal selbst an.
- Persönliche Assistenz ist an keinen Ort gebunden. Ob Auftraggeber:innen Unterstützung zu Hause benötigen oder unterwegs, vielleicht sogar auf Urlaub irgendwo in der Welt, bestimmen sie selbst.
Für Menschen mit Beeinträchtigung bedeutet diese Unterstützungsform, selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu leben. Das bedeutet jedoch auch, dass man die Persönliche Assistenz nicht einfach "konsumieren" kann, wie eine Betreuungsleistung. Als Auftraggeber:in muss man selbst aktiv mitwirken. Persönliche Assistentinnen und Assistenten aussuchen, anleiten und einteilen sind die vordergründigen Aufgaben, die man erfüllen muss. Auftraggeber:in zu sein, bedeutet aber noch viel mehr. Es geht auch darum ein Team zu leiten, Arbeitsbeziehungen aufzubauen und zu pflegen, mit Konflikten umgehen zu lernen, für das Arbeitsplatzklima mitverantwortlich zu sein und auch Arbeitsplatzverantwortung zu übernehmen. Als Auftraggeber:in kann man sehr viel selbst bestimmen. Man muss sich aber auch bewusst sein, dass man genau so viel auch verantwortet.
Persönliche AssistentInnen müssen ebenso ihre Rolle lernen, wie AuftraggeberInnen. Ihre Aufgabe besteht darin, die Beeinträchtigung im Sinne des/der Auftraggeber:in auszugleichen, also jene Unterstützung zu leisten, die ihre Auftraggeber:innen selbst nicht können. Die besondere Herausforderung besteht darin, dass sie das nicht so tun sollten, wie sie meinen, dass es am besten ist, sondern dass sie darauf achten müssen, wie es ihre Auftraggeber:innen möchten. Das ist ungewohnt, wenn es gegen die eigenen Vorstellungen geht. Sie müssen lernen, dass die Verantwortung nicht bei ihnen, sondern bei ihren Auftraggeber:innen liegt. Persönliche Assistentinnen und Assistenten sind keine Roboter, die willenlos alle Aufträge erfüllen sondern ebenso selbstbestimmte Menschen. Aufträge, die über ihre persönlichen Grenzen gehen, übernehmen sie nicht.
Die Kunst einer gelingenden Persönlichen Assistenz besteht darin, wie gut Auftraggeber:in und Persönliche:r Assistent:in miteinander kommunizieren und eine tragfähige Assistenzbeziehung gestalten können.